Vereinsbibliothek

Wer systematisch sammelt, wird schnell merken, dass Literatur nicht nur sehr hilfreich sein kann, sondern oft Voraussetzung zum Sammeln ist. Das fängt bei Katalogen an. Der Verein verfügt über eine Reihe von Michel-Katalogen aus dem Sammelgebiet Europa. Viele Vereinsmitglieder haben sich spezielle Literatur für ihr Sammelgebiet angeschafft. Seien es Fachbücher über besondere Aspekte einer Markenausgabe, seien es philatelistische Lexika oder Standardwerke. Die Bücher und Broschüren verleihen sie gerne. Fragen Sie nach. Wir helfen weiter.

Dazu gehört natürlich auch das nicht allzu dicke Buch über die Syker Halbierung, eine der teuersten Marken aus dem Sammelgebiet Deutschland.

Syker Halbierung

Am 1. Januar 1872 wurde der Ortstarif für einen gewöhnlichen Brief halbiert, von einem auf einen halben Groschen. Amtshauptmann Eilers hatte sich von Syke aus um 26 Gemeinden in seinem Amtsbezirk zu kümmern. Und da man versäumt hatte sich rechtzeitig mit Marken zu einem halben Groschen einzudecken, ließ Amtssekretär Kruse einfach Ein-Groschen-Marken von Amtsschreiber Borchers durchschneiden und auf die Briefe kleben. Bei der hiesigen Poststelle wurden sie anstandslos angenommen, abgestempelt und befördert.  So entstand das Syke Provisorium, die Syke-Halbierung, eine der teuersten Raritäten der Deutschland-Philatelie. 2010 beispielsweise wurde ein Brief mit einer Syke-Halbierung bei einer Auktion für rund eine Viertelmillion Euro zugeschlagen.

In den Barrier Pfarrakten tauchte offenbar die erste Syke-Halbierung auf, die 1918 auf einer Auktion in Berlin angeboten wurde. In den 1920er Jahren wurden dann die meisten weiteren Briefe mit Syke-Halbierungen gefunden. Einige Jahre später, im Kriegswinter 1943/44, wurde im Landratsamt Syke aufgeräumt. Nicht mehr benötigte Akten des ehemaligen Amtes Syke wurden in Kisten gepackt und zum Abtransport an die Straße gestellt. Ein Syker Beamter, passionierter Sammler, schreibt Rolf Rohlfs in seinem 1982 erschienenen Buch “Die Syke-Halbierungen“, durchsuchte die Kisten in der Hoffnung, etwas Interessantes zu finden. Und tatsächlich machte er den Fund seines Lebens: Einen Brief mit einer Syke-Halbierung. 

Insgesamt 30 Briefe und Briefstücke hat der bekannte Philatelist Rolf Rohlfs (1940 – 2020) aus Sürstedt bei Harpstedt dokumentiert. Halbierungen faszinierten ihn offenbar fortan, denn er schrieb noch eines über Hannover-Halbierungen und eines über Ungarn-Halbierungen.